Gestern hatten wir ja spontan entschieden, dass wir es ruhig angehen lassen, ausschlafen und dann in der näheren Umgebung des Campingplatzes wandern gehen. Heute am Morgen schauen wir beim Aufwachen in den blauen Himmel (die ursprünglichen Dachhauben sind schon eine ganze Weile durch Mini Hekis ersetzt) und spätestens beim Frühstück sind wir uns einig: noch ein Volte und bei dem herrlichen Wetter dann doch zum Kjeragbolten. Natürlich kommen wir nun relativ spät weg, wir sind also gespannt, wie voll es wohl sein wird (insb. auch nach der Erfahrung am Preikestolen).
Es geht rund eine Stunde gen Norden Richtung Lysebotn und ein großer Teil der Strecke geht über eine schmale Straße (mit dem Namen Øygardstølen), welche sich durch das Hochland schlängelt. Traumhafte Aussichten an jeder Ecke, daher müssen wir zwischendurch einfach mal stehenbleiben, die Aussicht genießen und Fotos machen.
Wir sind nicht allein – es gibt einige wenige, andere Autos aber vor allem extrem abgebrühte Schafe. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber Schafe knuddeln dauerte auf jeden Fall recht lange, unsere Anreise zum Kjerag verzögert sich also weiter.
Wir kommen also irgendwann nach 12:00 Uhr am Parkplatz an. Der ist zwar wieder recht teuer, aber der Parkeinweiser alleine ist den Preis schon wert, so viel Herzlichkeit ist beispielhaft.
Nun also auf hoch zum Kjerag. Die Strecke ist teils sehr steil (es gibt einige Ketten, und die sind auch nötig), die Sonne brennt (hach, wie schön ist das denn…?) und vor allem geht es nicht nur einmal hoch, sondern dreimal. Es werden nämlich zwei Täler durchquert, und dafür muss man jeweils wieder einige der gerade erst hart erarbeiteten Höhenmeter wieder hinuntersteigen und denkt sich dabei, dass dies auf dem Rückweg ja bedeutet, dass man auch dann wieder bergauf klettern darf. Es ist sehr anstrengend (kein Vergleich zum Preikestolen, welcher eher ein Spaziergang war), aber die Aussichten auf die umliegenden Berge und den Lysefjord sind atemberaubend.
Nach dem letzten steilen Anstieg geht es mit nur noch mäßiger Steigung über eine Hochebene, bis man einen Steinhaufen mit Wegweisern unter anderem zum Kjeragbolten findet.
Wir folgen grob der Richtung des Wegweisers und sind nach wenigen Metern verwirrt, wie wir über eine Felsspalte kommen sollen und wo der Weg dann weitergeht. Die Lösung ist einfach: die Felsspalte ist der Weg zum Kjeragbolten, es wird eng über Felsen geklettert (hier und nur hier müssen die Hunde auch mal getragen / hochgewuchtet werden) und dann erreichen wir am Ende der Spalte eine Menschenmenge mit Fotoapparaten, welche die Wagemutigen fotografieren, die auf den Kjeragbolten klettern.
Für mich ist das nichts, Saskia macht sich auf und schaut sich die Sache mal von hinten (wo der Zugang ist) an. Aber da ist es voll und der Zugang ist wirklich sehr eng – das muss dann doch nicht sein. Außerdem gibt es hier eine ebene Fläche, auf welcher sich alle vom Aufstieg erholen und viele Fotos von der Umgebung machen.
Aber jede Pause hat ein Ende und der Rückweg wartet noch auf uns mit den weiteren Aufstiegen, welche vorhin ja noch Abstiege waren. Allerdings warten auch wieder die tollen Aussichten auf uns und die Kamera wird immer wieder gezückt.
Nach insgesamt mehr als sechs Stunden erreichen wir recht geschafft wieder den Parkplatz, duschen die Hunde (ich hatte den tollen Parkplatzwächter ja schon erwähnt, der von sich aus sofort alles stehen und liegen lässt, um die Hundedusche in Betrieb zu nehmen) und genießen das wohlverdiente Eis.
Diese Wanderung ist eine ganz andere Kategorie als Preikestolen – viel steiler, viel anstrengender und auch (in meinen Augen) noch einmal deutlich beeindruckender (ich schreibe ja im Nachhinein, das war der absolute Höhepunkt der Reise). Ich war fix & fertig, aber habe es letztlich geschafft. Mit kleinen Kindern und wenig trainierten Hunden sollte man aber lieber etwas anderes unternehmen. Wir haben unter anderem einen Asiaten mit seinem recht jungen Sohn mehrfach getroffen (auf dem Hin- und Rückweg), der Junge war sehr deutlich überfordert und konnte einem nur noch Leid tun. Unsere Hunde (inklusive der ja nun bereits 12 Jahre alten DJ) haben es gut geschafft, aber selten habe ich sie so erschöpft gesehen wie am Ende der Tour.
Wir selber sind auch „ein bisschen“ verschwitzt, was ein Glück, dass unser Campingplatz kostenlose unbeschränkte Duschen hat. Lebensgeister werden wieder geweckt, aber Bewegung wird am Abend auf ein Minimum reduziert.
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