Polen (Wolin) 2018

Kurze Ausflüge an verlängerten Wochenenden führen uns diesmal in unser Nachbarland Polen auf die Insel Wolin. Leere Strände, günstiges Essen aber auch nicht so perfekte Dinge finden wir hier.

Auf nach Polen

Beruflich bin ich schon in den meisten Staaten Europas unterwegs gewesen – auch und gerade im osteuropäischen Raum. Aber irgendwie hat es sich bis heute nicht ergeben, dass ich mal nach Polen komme. Umso verwunderlicher, wenn man weiß, dass ich schon viele Jahre im Berliner Raum gelebt habe – Polen also praktisch um die Ecke liegt.

Dieses Jahr nun planen wir mit dem neuen Wohnwagen auch viel mehr kurze Trips und einer davon sollte an die relativ nahe Ostsee gehen. Erste Idee war eigentlich Usedom, aber wenn man Google Maps und Co. befragt, ist die direkt anschließende Insel Wolin von der Fahrzeit her mehr als ähnlich. Nach etwas Recherche (welche Plätze gibt es, wie ist das mit der Währung und wie bezahlt man die Maut) entscheiden wir uns für einen kleine Tour Freitag (früh) bis Sonntag.

Die Anreise geht über die Autobahn immer Richtung Stettin, wobei wir direkt an der Grenze noch einmal stoppen müssen, da wir für unser Gespann die elektronische Maut mittels viaTOLL benötigen. Wir fallen in dieses System, da in Polen die Grenze bei Gespannen bei 3,5t liegt. Und zwar im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten als Summe aus Zugfahrzeug und Wohnwagen. Und wenn ich die zusammenzähle, lande ich bei rund 5t (nur gut, dass ich so einen alten Führerschein habe ;)). Also am Rasthof (man kann die Distributionsstellen vorher im Netz heraussuchen) mit der EC-Karte* 120 Złoty Kaution plus 120 Złoty Prepaid gelassen und im Gegenzug eine (recht massive) Box an die Windschutzscheibe geklebt, welche im Folgenden brav an jeder Mautbrücke einen Piepston von sich gibt.

Hatte ich oben erwähnt, dass die erwartete Fahrzeit ähnlich der nach Usedom geplant war? Da haben wir die Rechnung ohne die teils schlechten Straßen bzw. Baustellen gemacht und so schauten wir Dank Navi noch ein bisschen das südliche Stettin an, durch welches wir am gröbsten auf der Autobahn vorbeikamen. Trotzdem verloren wir mit Maut und Stau (es gab noch einen zweiten auf A10) gut über eine Stunde.

Die Temperaturen sind heute übrigens (wie schon einige Wochen) sehr hoch, wir haben konstant über 30°C. Das ändert sich, als wir Wolin erreichen. Die Temperatur geht bei Erreichen der Ostsee um ca. 10°C runter, mit etwas über 20°C sind wir damit dann in einem sehr angenehmen Bereich.

Wir erreichen Camping Tramp – ein eher kleiner Platz mit einem direkten Zugang zum Strand (200m Weg durch den Dünenwald) und haben hier frei Platzwahl. Es gibt keine Parzellen, Strom gibt es fast überall (wenn auch nur Schuko, aber auch die Klimaanlage läuft) aber das Wasser gibt es nur zentral am großen Sanitärgebäude, welches von unserem Platz schon ein paar Schritte entfernt ist. Wir finden einen netten Platz, bauen recht fix alles auf und schauen uns auch etwas um. Das Publikum ist zu 90% polnisch, wenige andere Nationen (Deutschland vor allem) sind auch noch anwesend.

Unser Stellplatz mit viel Sand

Dann geht es natürlich direkt zur Hauptattraktion – der Strand wartet. Wir sind hier an einem sehr langen Strand mit feinem Sand. Direkt am Zugang finden sich natürlich einige andere Urlauber (nur vom Campingplatz, sonst ist hier nix), aber wenn man nur 200m in eine Richtung geht, ist man faktisch schon alleine. Wir wandern an der Steilküste grob Richtung Swinemünde, bestaunen die Abbruchküste und genießen, dass hier Hunde eher der Standard als die Ausnahme sind und dabei der Zugang zum Meer auch für unsere Vierbeiner absolut problemlos ist.

Leerer Strand

Hundeparadies

Steilküste ist genau das, wo DJ hin will

Zurück vom Spaziergang probieren wir noch den kleinen Imbiss aus, an welchem wir 2* Hamburger, 2* Pommes und 2* 0,5l Cola für zusammen umgerechnet 8,50€ essen, Danach noch zwei Waffeln mit Sahne und Schokolade für zusammen 4€ bestätigen schon einmal die Erwartung, dass man hier recht günstig urlauben kann.

Zum Abschluss will ich für Let’s Dance noch die neu erworbene Sat-Schüssel mit Easy Find in Betrieb nehmen. Lange Story (ca. 2 Stunden) kurzgefasst: Das Mistding funktioniert nicht trotz absolut perfekter Sicht in die korrekter Richtung (was ich, nachdem Easy Link nie einen Fix bekam, mittels Kompass x-fach geprüft habe). Also stattdessen (und eh viel mehr Urlaub) lieber im aktuellen Buch ein paar Seiten lesen.

* ja, Maestro wäre korrekter…

Bis zu dem Hafen da

Gestern hatte ich unter anderem am kleinen Kiosk ein paar Brötchen bestellt, welche dann heute für unser Frühstück abgeholt werden können. Ich bin etwas überrascht, wie lang die Schlange vor dem Kiosk ist. Zeigt sich aber recht schnell, dass dies daran liegt, dass hier völlig planlos gearbeitet wird und alles 10* so lange dauert, wie es eigentlich müsste. Aber nachdem man seine Brötchen hat gibt es bei bestem Wetter unter der Markise einen leckeren Start in den Tag.

Nach dem Frühstück werden erst noch ein paar Seiten in den Büchern gelesen, bevor es (natürlich) wieder an den Strand geht. Diesmal wollen wir uns bis zum Nachbarort bewegen, um dort in einem Restaurant ein leckeres Mittagessen einzunehmen. Am Strand ist zwischen Campingplatz und Międzywodzie ist wieder relativ wenig los, am Ort selber füllt sich der Strand dann natürlich. Noch nicht wie in einer Sardinenbüchse, aber Hunde sind hier natürlich wieder an der Leine. Unterwegs versuchen wir ein paar Geocaches einzusammeln, aber nur einen finden wir, alle anderen scheinen entweder schwer zu finden oder zerstört. Da hier auch ja viele Muggel unterwegs sind (wir ernten bei intensiver Suche auch einiges an Verwunderung) lassen wir es am Ende sein.

Ach ja, wir sind also nun in Międzywodzie angekommen. Etwas früher als erwartet und eigentlich nicht hungrig. Und dann stellt sich der Ort als sehr hässlich raus. Osteuropäische Plattenbauten treffen auf Touristenabzocke ohne jeden Stil (ich würde es mit der spanischen Küste vor einigen Jahrzehnten vergleich – billige Läden, Spielhallen und nicht einladende „Restaurants“). Hier wollen wir dann nichts essen und planen so spontan, bis zum bereits sichtbaren Hafen in Dziwnów weiterzuwandern.

Da im Hintergrund ist der Kanal zum Hafen

Kleiner Tipp: manchmal ist eine optische naher Hafen in Wirklichkeit weit weg – der Weg zieht sich (Strand ist aber wieder leer) und am Ende ist der einzige Weg rein ein Brücke, welche etwas landeinwärts liegt. Im Ort angekommen nahezu das gleich Bild wie zuvor: hässlicher Ort, eher nicht einladende Restaurants. Allerdings sind wir mittlerweile doch sehr hungrig und finden bei einer kleinen Pizzeria das gesuchte Essen. Auch hier wieder zu einem sehr guten Preis, unsere beiden Pizzen (32cm und 45cm(!)) plus Getränke bekommen wir für rund 14€. Ich habe nicht mal aufgegessen, so reichhaltig war es.

Riesenpizza

Symbolbild für die Schönheit der Städte

Es geht dann direkt wieder zurück (wir sind schon erkennbar im Nachmittag) über die Brücke, vorbei an einem See mit einer unfassbaren Menge an Mücken und vor allem viel weicher Sand. Am Ende sind es „nur“ knapp 23km, aber wer schon mal in weichem Sand gelaufen ist, der weiß, wie anstrengend das ist. Sehr erschöpft erreichen wir und die Hunde wieder den Wohnwagen, wo erst einmal die Füße hochgelegt werden und weitere Seiten in den Büchern geblättert werde.

Zum Abschluss des Tages geht es um die Zeit des Sonnenuntergangs noch einmal an den Strand, um mit der Spiegelreflex und der Drohne eine ganze Serie von Fotos zu machen.

Bird crossing

Rechts im Wald liegt der Campingplatz

Die zwei und das Meer

Auge in Auge

Nicht so tolles viaTOLL

Außer Rückreise (und einem kurzen Spaziergang im Dünenwald) steht heute nichts auf der Agenda. Bis 10:30 Uhr ist der Wohnwagen zusammengepackt und bereit, an den Haken genommen zu werden. Es ergibt sich nur eine kleines Problem: der Campingplatz selber ist nicht ganz so billig wie der Rest hier (insb. weil hier Wohnwagen und Zugfahrzeug einzeln berechnet werden – WTF?) und 180 Złoty übersteigt mein verfügbares Bargeld. Es ist keine Kartenzahlung möglich und so werde ich (eher unfreundlich) in den Nachbarort geschickt. Ich könnte nun einige Worte über die Freundlichkeit, die diversen defekten Geldautomaten oder die massiven Staus wegen Baustellen verlieren, aber machen wir es kurz: Am Ende dauert es bis 12:00 Uhr, bis ich mit dem Wohnwagen vom bezahlten Platz fahren kann. Was ich außerdem bisher noch nicht erwähnt hatte: die Sauberkeit der sanitären Einrichtungen ist indiskutabel und Duschen sind offen bzw. nur mit einer Duschvorgang abgetrennt. Ein No-Go.

Wie schon auf der Hinfahrt stehen wir wieder einige Zeit bei Stettin im Baustellenstau und brauchen daher doch etwas, bis wir wieder kurz vor der Grenze rausfahren können, um unser Mautgerät von viaTOLL loszuwerden. Aber halt, so war der Plan basierend auf der Übersichtskarte von viaTOLL. In der Realität werde ich recht unfreundlich von Pontius zu Pilatus geschickt, nur um am Ende von einer (nur polnisch sprechenden Mitarbeiterin – direkt an der Grenze macht das ja Sinn) direkt unter dem viaTOLL-Schild abgewimmelt zu werden, dass die Rückgabe nur auf der anderen Seite der Autobahn möglich wäre (was den Angaben auf der Homepage widerspricht). Aber Moment, andere Seite der Autobahn? Das heißt: einmal nach Deutschland fahren, wenden, wieder zur Raststätte fahren, dort das Gerät abgeben und dann wieder in Polen wenden. Das macht genau so viel Sinn, wie es sich beim Lesen für Euch anhören muss. Das ganze dauert dann mit allem eine gute weitere Stunde und spätestens jetzt bin ich so gut gelaunt, dass unser bisher angedachter großer Urlaub im Sommer nicht mehr nach Osteuropa (inkl. viel Polen) gehen wird. Ach ja, bezahlt für die Maut haben wir gerade mal 20 Złoty (also rund 5€), da war eventuell der Sprit beim Wendemanöver teurer. Das Geld wird übrigens direkt wieder auf das Konto zurücküberwiesen, man muss also nicht mit polnischen Bargeld durch die Gegend rennen.

viaTOLL Gerät und Vertrag

Mit einem Tankstopp und etwas gesunden Essen bei Burger King sind wir gegen 18:00 Uhr wieder zu Hause – also rund 6 Stunden Reisezeit. Etwas zu viel für einen Drei-Tage-Trip muss ich im Nachhinein feststellen.

Home Sweet Home