Der Morgen in Finnland fängt an wie im Lehrbuch. Nach dem ausführlichen Frühstück fahren wir den Wohnwagen mit dem Mover aus seinem Stellplatz und werden direkt wieder von Rentieren besucht. Auch bei der Ausfahrt muss man erst ein paar Sekunden warten, bis der Weg freigemacht wird.
Nun also erstmal viele Kilometer auf finnischen Boden. Es ist ja unser erster Besuch hier (und soll nicht der letzte sein) und das Klischee trifft auf unserer Strecke hier komplett zu: lange (sehr lange) immer gerade Straßen umgeben von Wald, Wald und Wald. Selten trifft man mal andere Autos, ansonsten ist man allein.
Während es also weiter nordwärts geht wird die Vegetation langsam lichter bzw. die Bäume verlieren an Höhe. Und so erreichen wir die norwegische Grenze – ein kleines Häuschen und niemand interessiert sich für uns. Eigentlich ja eine Außengrenze der EU und Schengen, aber das sieht man hier offensichtlich entspannter.
Kurz nach der Grenze ist wieder Zeit für eine Rast – die Hunde brauchen Abkühlung (mittlerweile sind wir ja schon erkennbar über dem Polarkreis, aber das Wetter ist weiter unfassbar) und ein kleiner Rastplatz mit See ist schnell gefunden. Wenig überraschend: stehendes Gewässer plus Hitze führt zu einer gewissen Mückenplage hier.
Mit gefühlt einigen Litern Blut weniger geht es direkt weiter und die Landschaft beginnt sich dramatisch zu wandeln. Nach den langen Ebenen bzw. flachen Hügeln in Schweden und Finnland beginnt hier recht bald das bergige Norwegen mit den typischen, von Gletschern glattgelutschten Felsen.
Diese Landschaft sehen wir heute sehr lang – es geht Kilometer um Kilometer nach oben, irgendwann treffen wir auf die legendäre E6 („Nordkapp-Rennstrecke“) und auf einer Hochebene wird noch ein langer Zwischenstop mit Mini-Wanderung eingelegt, bevor es zum Endspurt geht.
Gerade das letzte Stück ist faszinierend – sei es der Nordkapp-Tunnel, welcher einen unter das Meer führt, die spärliche Besiedlung oder aber auch die unzähligen Camper und Reisebusse, welche sich auf dieser teils engen Straße sammeln.
Tourismus ist hier das große Ding. Das merkt man auch direkt beim Preis der Stellplatzes am Nordkapp, mit unserem Gespann sind wir mal gut 50€ los für eine Nacht.
Aber wir sind da: das Nordkapp, der (fast) nördlichste Punkt Europas ist erreicht und das Wetter ist umwerfend. Endlich nicht mehr so heiß (der Wind weht rüber vom Norden), aber blauer Himmel und Sonne. Wir wissen, wie viel Glück wir damit haben – Nebel, nass und kalt sind ja eher der typische Hintergrund der Fotos, welche man von hier sieht. Wir machen also erstmal eine Runde Fotos (es ist übrigens ungefähr 18:00 Uhr) vom Nordkapp, der Kunst und dem Besucherzentrum.
Danach besuchen wir das Besucherzentrum, untersuchen alles dort zu findende und gehen ins Restaurant. 25€ kostet hier ein Hamburger mit Pommes – schockt einen natürlich erstmal, aber die Lage diktiert die Preise denken wir uns. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn neben der Lage ist es auch die Qualität. Ganz ehrlich, dieser Burger ist einer (wenn nicht sogar der) der besten, welche ich bisher gegessen habe.
Bisher ist es übrigens überschaubar vom Andrang, im Andenkenladen gibt es keine Schlangen, der Parkplatz ist nur ca. 60% voll und Fotos konnte man auch mit recht wenigem Menschen „im Weg“ machen. Wir verziehen uns also in den Wohnwagen, legen uns etwas aufs Ohr und warten auf die große Attraktion: die Mitternachtssonne. Und tatsächlich, gegen Mitternacht ist es auf einmal voll hier und das Licht ist faszinierend (goldene Dämmerung würde ich es beschreiben – auf jeden Fall noch sehr hell) und die Fotos, welche nun entstehen, sind sicherlich einige der ikonischsten des Urlaubs.
Da wir nur drei Wochen haben und noch viel auf dem Plan steht, fahren wir kurz nach Mitternacht auch schon wieder ab und bis ca. 3:00 Uhr geht es schon mal nach Westen, um die letzte, große Fahretappe morgen zu verkürzen. Geschlagen wird dann auf einem Rastplatz auf der Hochebene, die wir ja schon von der Hinfahrt kennen.
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